(c) Sinje Hasheider

Werwölfe sind weder Menschen noch Tiere. Sie existieren außerhalb der Gesellschaft. Der Aufruhr des Körpers, wenn er sich plötzlich in einen anderen Körper verwandelt, reißt die bestehende Ordnung in Stücke. Im Ausnahmezustand – bei der Gestaltveränderung – zeigt der Körper sein Potenzial, vielfältig zu sein. BLUE MOON spielt mit der popkulturellen Figur des weiblichen Werwolfs, wie sie im Horror-, Fantasy- und Science-Fiction-Genre auftaucht, um sie mit dem Körper in Extremzuständen in Resonanz treten zu lassen. Verlorengehen, Infektion, Inkubation und Transformation sind die Phasen, die die Körper durchlaufen, um eine feministische Vision des Werwolfs zu erreichen und die Bühne in eine Science-Fiction-Wildnis zu verwandeln.

(c) Sinje Hasheider

Der Werwolf hat animalische Kräfte. Er frisst, er greift an, er rebelliert.

Der Werwolf hat animalische Kraft. Er frisst, er greift an, er rebelliert. Er verführt, er jagt. Er ist Anti-Heldin und Phantasma. Ebenso wie Hexen gehörten Werwölfe zu den Phantasiefiguren des Mittelalters, die alleinstehende Frauen, Ketzer, Streuner oder Menschen mit unangepasstem Verhalten und abweichender Sexualität als gefährlich stigmatisierten und bestraften. Seitdem ist der Werwolf ein Archetyp, der in der Kulturgeschichte dazu dient, die Grenze zwischen dem »Zivilisierten« und dem »Wilden«, dem Menschlichen und dem Tier, der Norm und dem Anderen zu markieren.

In BLUE MOON wird der normalerweise männlich konnotierte Werwolf vereinnahmt und in Zustände weiblicher Monstrosität überführt. In einem Setting zwischen Folterkammer und Schlachthof durchläuft die fünfköpfige »Gang« verschiedene Stadien: Sie werden exzessiv sexuell und bestialisch, sie erzählen scheinbar unschuldige Märchen oder werden zu Richtern über die Menschheit. Mal vollführen sie einen Catwalk, mal hooliganistische Energie, mal verwandeln sie sich in einen subjektlosen Organismus – und entziehen sich damit jeder Eindeutigkeit und oszillieren ambivalent zwischen posthumanen Mensch-Tier- und Weiblichkeitsklischees, zwischen Opfer und Täter. Die Bühne wird zu einem unheimlichen Biotop, in dem Filmzitate aus Horror- und Science-Fiction-Filmen, Darstellungen von Weiblichkeit und feministisch-orgiastische Körper allgegenwärtig sind.

CREDITS

PERFORMANCE
Rachell Bo Clark, Anca Huma, Sarah Lasaki, Lisa Rykena, Ursina Tossi

CHOREOGRAPHIE
Ursina Tossi

DRAMATURGIE
Margarita Tsomou

BÜHNE
Hanna Lenz

KOSTÜME
Nina Divitschek

TON
Johannes Miethke

BELEUCHTUNG
Ricarda Köneke

KÜNSTLERISCHE PRODUKTION, PRESSE
STÜCKLIESEL

KÜNSTLERISCHE UNTERSTÜTZUNG
Lisa Ehlert, Anna Semenova Ganz

VIDEO
Helena Ratka

TOUR

Oktober 2018 | Kampnagel Hamburg

November 2018 | TanzFaktur Köln

März 2019 | BallhausOst Berlin

April 2019 | HauptsacheFrei–Festival | Kampnagel Hamburg

SUPPORT

Eine Produktion von Ursina Tossi in Koproduktion mit Kampnagel, Tanzfaktur Köln, Ballhaus Ost Berlin. Gefördert durch die Behörde für Kultur und Medien Hamburg, Hamburgischen Kulturstiftung, Kunststiftung NRW, Stadt Köln, Landesförderung des MKW NRW. Mit freundlicher Unterstützung durch Huckepack Umzüge.